«Wir mussten wegen Abwesenheiten etwas umdisponieren. Wir arbeiten heute an einer Tanzsege», informiert mich Denilson, als ich eintreffe. Zusammen mit Sandro führt er in dieser Produktion Regie.

Sandro steht am Bühnenrand, betrachtet die Choreo, gibt Anweisungen und Tipps. Manchmal schwingt er sich selbst auf die Bretter, tanzt mit, schlüpft auch schon mal in eine Rolle. Es ist seine zweite Regiearbeit bei Musical Fever. Bis zur Premiere bleiben noch gut zweieinhalb Monate. Noch kommt die Musik aus der Dose. Auf mich wirkt das Gezeigte aber jetzt schon beeindruckend. Auch Sandro scheint mit der Probe zufrieden zu sein.

Einen Stock tiefer im Musikzimmer probt das Orchester. Damjan ist in dieser Saison musikalischer Leiter. Er arrangiert die Musik und studiert mit den Musikern die Stücke ein. Es ist sein fünftes Projekt bei Musical Fever. In den letzten vier Jahren spielte er im Orchester Violine.

Musical Fever wurde im 2000 von Schülerinnen und Schülern der Kantonsschule Alpenquai Luzern gegründet. Seither hat der Verein jedes Jahr ein neues Musical auf die Bühne gebracht. Nur im Coronajahre 2020 musste man eine Pause einlegen. Seither geht es wieder mit Volldampf weiter. Unverändert finden die Proben in den Räumlichkeiten der Kantonsschule Alpenquai statt. Aufführen tut man in der Aula.

Die Produktion liegt gänzlich in den Händen der jungen Vereinsmitglieder

Aktuell wirken wieder über 60 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 29 Jahren am Musical mit. 20 gehören zur Cast, 15 spielen im Orchester. Ob vor, hinter oder auf der Bühne: Die Planung und Realisation im künstlerischen Bereich wie auch alle organisatorischen Belange liegen gänzlich in den Händen der jungen Vereinsmitglieder. Mitmachen kann, wer Freude an Musicals hat und die Lust und Bereitschaft mitbringt, gemeinsam mit anderen jungen Menschen viel Freizeit in ein Projekt zu stecken. Ob man in der Kanti zur Schule geht oder ging, ist egal.

«Normalerweise wählen wir unsere Stücke nach Filmvorlagen aus», erklärt Joël. Als Produktionsleiter ist er für alles Organisatorische zuständig. Das liege ihm und er mag es, wenn er den Überblick hat. Zudem steht er auf der Bühne, «eine kleine Rolle nur», meint er. «Dieses Jahr probieren wir etwas Neues. Erstmals dient uns ein Videospiel als Vorlage. Das stellt neue Herausforderungen und ist total spannend. Beispielsweise gibt es in der Vorlage keine Musik. Diese haben wir selber zusammengesucht und arrangiert. Zudem mussten Regie und Textbuchleitung rund 24 Stunden Spielzeit auf zwei Stunden bühnengerechte Handlung reduzieren.»

Ein Krimi für Erwachsene mit Märchen- und Fabelwesen

Zur Geschichte: «The Wolf Among Us» ist ein Krimi für Erwachsene. Die Märchen- und Fabelwesen wurden aus ihrer Welt vertrieben und leben heute in den Untergründen von New York. Dort haben sie die kleine Gemeinde Fabletown gegründet und versuchen, sich der Welt der Menschen anzupassen. Schneewittchen arbeitet in der Verwaltung, der grosse böse Wolf nennt sich hier Bigby und kümmert sich als Sheriff um die Durchsetzung des Rechts. Die Bewohner sind nicht mehr so märchenhaft wie einst. Sie alle müssen für ihren Lebensunterhalt kämpfen, haben ihre Sorgen und Laster. Wie bei jedem guten Krimi steht auch hier ein Mord am Anfang. Bei den Ermittlungen muss sich Bigby auf die Kooperation der Bürger von Fabletown verlassen. Diese haben aber genug eigene Probleme.

«Das Ende ist der Anfang!»

Die Vorbereitungen für die neue Saison beginnen wenige Wochen nach der Derniere mit der Stückwahlsitzung. Alle Mitglieder können Ideen und Vorschläge einbringen und darüber diskutieren. Ab Januar probt der Cast wöchentlich zweimal. Im März beginnen die Orchesterproben. Dazu kommen noch ein paar Probesonntage, das Probelager im August und die Endproben auf der Originalbühne. Diese wird vom Bühnenteam in den Sommerferien vor Ort gebaut. Der Aufwand ist gross. Als Lohn warten Applaus, Komplimente und ein wunderbares gemeinsames Erlebnis. Innerhalb der MF-Familie sind schon viele Freundschaften fürs Leben geknüpft worden.

«Wir sind gut im Zeitplan», meint Joël. «Am letzten Wochenende probten wir erstmals zusammen mit dem Orchester. Wie immer lief das recht chaotisch ab. Aber wie immer war es eindrücklich und motivierte uns total!» 

Die gute und lockere Stimmung an der Probe wirkt ansteckend. Auch ich als Besucher spüre die positiven Vibes und verstehe Joël, wenn er sagt: «Wenn dich das Musical Fever gepackt hat, dann bist du drin und es ist schwer, da wieder rauszukommen.» Gut so, finde ich, und freue mich jetzt schon auf Ende August. Toi, toi, toi. 

www.musicalfever.net